Am 21. Jänner 2022 gaben der Wiener Neustädter Feuerwehrkommandant Branddirektor Brandrat Christian Pfeiffer und der Wiener Neustädter Bürgermeister Mag. Klaus Schneeberger die erste Pressekonferenz zur Jahresbilanz der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt. Dabei wurden beeindruckende Zahlen, besondere Herausforderungen und ein Geschenk unter der streng überprüften 2G-Regel präsentiert.

Bürgermeister Klaus Schneeberger eröffnete die Pressekonferenz mit seiner Wertschätzung und mit lobenden Worten den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt gegenüber: „Wir werden beeindruckende Zahlen von Kommandant Pfeiffer heute hören. Aber in Wahrheit sind es nicht die Zahlen, die Eindrucksvoll sind. Denn hinter jeder Zahl stehen Menschen, die Betroffenen, denen geholfen wurden und die Helfer der Feuerwehr. Hinter jeder Zahl stehen auch Schicksale, wenn das Haus plötzlich weg ist oder die Firma geschlossen werden muss. Und hinter jeder Zahl steckt ein Stück Wiener Neustadt, wo gerade bei der Feuerwehr das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wird.“

Schneeberger lobte vor allem das gelebte „WIR“ bei der Feuerwehr in den schweren Jahren der Pandemie. „Die Freiwilligkeit, die die Feuerwehrmitglieder an den Tag legen, ist keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit“, so der Bürgermeister weiter. „Dass die Mitgliederstärke seit vielen Jahren stabil ist, und im letzten Jahr sogar gestiegen ist, zeugt von guter Stimmung, von großer Kameradschaft und einem gesunden Führungsstil. Dazu gratuliere ich dem Kommando und allen Führungschargen!“

Mittlerweile drei Jahrhunderte umspannt die Partnerschaft zwischen Feuerwehr und Stadt. Die öffentliche Hand unterstützt die Feuerwehr gemäß dem gesetzlichen Auftrag mit jährlichen Subventionen und auch außerordentlichen Zuwendungen, um die Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten. Da die Feuerwehr im letzten Jahr aus den lukrierten Spenden und aus eigener Tasche Reparaturen am Gebäude, das der Stadt gehört, vornehmen musste, fehlte Geld für wichtige Einsatzbekleidung. „Deshalb konnten im Dezember-Gemeinderat ein Sonderbudgetposten von € 20.000,- zum Ankauf der Schutzbekleidung für einen weiteren Teil der Mannschaft einstimmig freigegeben werden, weshalb Bürgermeister Schneeberger symbolisch eine neue Einsatzuniform übergab.

Kommandant Pfeiffer eröffnete nach einem kurzen Bilanzvideo seine Ausführungen mit den besonderen Herausforderungen, die im letzten Jahr das Bild der Feuerwehr prägten. So kann aufgezeigt werden, dass in der Pandemie für eine ehrenamtliche Struktur, in welcher die Einsatzkräfte rund 5% ihrer Zeit verbringen, die größte Ansteckungsgefahr von den Aktivitäten und dem Umgang mit dem Virus in der sonstigen Freizeit, daheim und am Arbeitsplatz ausgeht und dies für die Einsatzbereitschaft eine Gefahr darstellen könnte, wenn unsere Kameradinnen und Kameraden nicht besonders achtsam wären. So kam es zu keinem einsatzbedingten Cluster, zu keinen großen Ausfällen und die Einsatzbereitschaft konnte permanent durch die professionelle Einteilung, wenn auch mit dem einen oder anderen Personalengpass, aufrechterhalten werden.

Die Bausubstanz des Hauses ist ein besonderes Thema im Jahr 2021 gewesen. Auch die Tatsache, dass der nunmehr über 40 Jahre alte Bau den heutigen Ansprüchen an eine moderne Feuerwehrzentrale mit Schmutzschleusen, Alarmzentrale und Lagezentrum für Großeinsätze nicht mehr genügt. So sind weitere Maßnahmen notwendig, die auch bereits mit der Stadt in Planung sind.

„Die Waldbrände und Katastropheneinsätze werden immer mehr. Deshalb ist es für uns wichtig, in diesen Bereichen die Ausbildung voranzutreiben, die Ausrüstung auf den notwendigen Stand zu halten bzw. zu bringen und auch uns Gedanken über eine neuere und adäquate Unterbringung zu machen, um die Herausforderungen der Lageführung bei Großeinsätzen, einem Massenanfall von Einsätzen – wie es der siebenminütige Stromausfall im letzten Jahr gezeigt hat – oder der Wartung und Instandhaltung der Geräte entsprechend zu managen“, so Pfeiffer.

Auch das stete Wachstum der Stadt bereitet der Freiwilligen Feuerwehr mehr Arbeit, weshalb die Feuerwehr auch wachsen muss. „Mit einigen organisatorischen und auch baulichen Adaptionen im Feuerwehrhaus konnten wir deshalb auch die Gegebenheiten schaffen, um die ersten Kameradinnen im letzten Jahr in den Schulzug aufzunehmen“, so Pfeiffer. „Allerdings sind wir schon wieder am Ende der Kapazitäten der Räumlichkeiten angekommen.“

Aus der Wirtschaft kam viel Unterstützung im letzten Jahr. So haben die Rauchfangkehrer, der Lions Club und die Raiffeisenbank Wiener Neustadt – um nur ein paar zu nennen – die Feuerwehr Wiener Neustadt in diesen schwierigen Zeiten unterstützt. „Die Einnahmen aus dem Ball fehlen uns und auch verrechenbare Einsätze sind in den letzten beiden Pandemiejahren rückläufig gewesen. Aus dem privaten Umfeld haben uns auch drei Großspenden erreicht, wofür wir sehr dankbar sind. Vor allem beim Herrn Bürgermeister, beim Herrn Stadtrat Piribauer und beim gesamten Gemeinderat darf ich mich im Namen der Feuerwehr für die Unterstützung für die Einsatzbekleidung herzlich bedanken“, so Pfeiffer.

Nicht weniger als 1201 Einsätze mussten die ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt bewältigen. Das ist ein Plus von rund 200 Einsätzen zum Vorjahr. „Das ist, neben den stattgefundenen Veranstaltungen und den damit in Verbindung stehenden Brandsicherheitswachen, auch einem Anstieg bei den technischen Einsätzen, sowie den Hilfeleistungen außerhalb des Stadtgebietes, geschuldet“, erklärt Pfeiffer. „Besonders die Intensität der Einsätze nimmt subjektiv wahrgenommen zu. Besonders die Waldbrandsituation des letzten Jahres hat uns an personelle Grenzen geführt. So galt es während des 14tägigen Einsatzes der Feuerwehrmitglieder im Rahmen des Waldbrandes in Hirschwang an der Rax im Schneeberggebiet zeitgleich fast 60 Einsätze im Stadtgebiet zu bewältigen.“ Auch die Unterstützung bei anderen Großbränden gehörte zu den überörtlichen Herausforderungen im vergangenen Jahr: der Waldbrand zu Beginn des Jahres in Mödling, ein Großbrand in Kottingbrunn im Bezirk Baden, der Brand eines Bauernhofes in Lichtenwörth oder der einer Lackiererei in Matzendorf zeigten, dass die Kompetenz im Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt auch über die Grenzen der Stadt hinweg bekannt ist.

Aber auch im Stadtgebiet selbst galt es einige spektakuläre Einsätze zu bewältigen. So waren überschlagene Fahrzeuge im Stadtgebiet, wie auch Wohnungsbrände und ein Hubschrauberabsturz von den ehrenamtlichen Feuerwehrmitgliedern unter anderem zu bewältigen. Besonders herausfordernd zeigte sich ein kurzer Stromausfall von nur sieben Minuten im Stadtgebiet. Innerhalb dieser Zeit wurde die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt zeitgleich zu mehreren Aufzugsöffnungen, technischen Einsätzen nach Unfällen und Brandmelderalarmen gerufen. Alle Einsätze waren auf den Stromausfall zurückzuführen. „Das zeigt uns, dass die Stabilität des Stromnetzes direkte Einwirkung auf den Einsatzdienst der Feuerwehr hat. Deshalb haben wir uns auch mit dem Thema eines Blackout auseinandergesetzt“, so Pfeiffer. Viele Tierrettungen konnte die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt ebenfalls verzeichnen. Vom verflogenen Wellensittich über Katzen auf der Schnellstraße oder im Fallrohr einer Dachrinne bis hin zu Wespenumsiedelungen war im Jahr 2021 alles dabei. „An dieser Stelle darf ich mich persönlich beim Herrn Magistratsdirektor für seinen unermüdlichen Einsatz für die Stadt bedanken. Egal wann wir ihn anrufen, er ist immer für uns da und unterstützt uns als Behördenvertreter, wenn wir ihn brauchen“, zeigte sich Pfeiffer dankbar. Für die Sicherheit am Einsatzort, zu denen Magistratsdirektor Mag. Markus Biffl regelmäßig anrückt, übergab das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neustadt diesem einen Helm und eine Schutzjacke.

Die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt feiert heuer ihr 160jähriges Bestehen und zählt zu den Gründungsfeuerwehren des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes. Auch bei der Feuerwehrjugend war die Feuerwehr Wiener Neustadt von Beginn an dabei. Der Feuerwehrnachwuchs feiert sein 50jähriges Bestehen. Die Mitgliedschaft für 10 bis 15jährige ist kostenlos, die Ausrüstung wird von der Feuerwehr gestellt und die Kinder werden spielerisch auf Gefahrenerkennung, Risikoeinschätzung und den Einsatzdienst herangeführt. Sie bilden die Zukunft der Feuerwehr. „Wir sind laufend auf der Suche nach Nachwuchs, haben aber mit dem Überangebot in der Stadt an Freizeitaktivitäten eine sehr niedrige Quote an Jugendlichen. Da wäre mehr drinnen“, sieht Pfeiffer hier Potenzial. Auch Bürgermeister Schneeberger sieht das Potenzial der Feuerwehrjugend und förderte diese mit einem stattlichen Betrag. Zudem hat die Firma Felix Austria aus Mattersburg für Marketingaktivitäten rund um die Jugendwerbung gemeinsam mit dem Österreichischen Bundesfeuerwehrverband eine Förderzusage ausgestellt. Im Rahmen des Feuerwehrreport wird die Feuerwehrjugend vermehrt Platz finden: Jugendliche der Feuerwehrjugend werden den Report in den Ferien übernehmen, sofern die Einsatzlage entsprechend ruhig bleibt und es nicht allzu viel von den „Großen“ zu berichten gibt. „Für diese Kooperation mit dem Privatsender WN TV bedanken wir uns bei dem gesamten Team für die professionelle Unterstützung und die tolle Zusammenarbeit“, ergänzt Pfeiffer.

„Die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt bedankt sich für das großartige Echo der Bevölkerung. Wenn irgendwo einmal Späne gefallen sind, weil gehobelt wurde, dann bitte ich es uns nachzusehen: Wir sind FREIWILLIGE und geben unsere Freizeit für IHRE Sicherheit. Als Kommandant bin ich besonders stolz darauf, was meine Mitglieder, meine Kameradinnen und Kameraden leisten und welche oftmals großen familiären Entbehrungen gebracht werden, um den Bürgerinnen und Bürgern unserer schönen Heimatstadt helfen zu können. Deshalb gebührt auch ein riesiges DANKESCHÖN auch den Partnerinnen und Partnern unserer Mitglieder. Und wenn Sie uns helfen wollen, aber keine Zeit dafür aufwenden können, dann spenden Sie uns. Das Geld hilft uns, notwendiges Einsatzgerät und die Einsatzbekleidung auf dem neuesten Stand zu halten“, so Branddirektor Christian Pfeiffer.