Ursprünglich wurde die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt zu einem Auffahrunfall auf die A2 Fahrtrichtung Wien am 24. 8. 2023 um 12:29 Uhr alarmiert. Die ersten Fahrzeuge waren schon auf dem Weg, als sich die Lage deutlich ändert.

Als die ehrenamtlichen Kräfte der FF Wiener Neustadt von einem Brandmelderalarm, welcher durch Laserarbeiten in einem Einkaufszentrum ausgelöst wurde einrückten, wurde ein Auffahrunfall  auf der A2 Südautobahn gemeldet. Der diensthabende Disponent alarmierte neben der einrückenden Mannschaft weitere Kräfte für die Absicherung und den Brandschutz für den Einsatz auf der Autobahn. Die ersten beiden Fahrzeuge rückten bereits mit der vom Brandmelderalarm anwesenden Mannschaft aus, als ein weiterer Brandmelderalarm einen Teil der zum Verkehrsunfall ausrückenden Kräfte in das Industriegebiet der Civitas Nova umleitete.

Die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr teilten sich also auf: Ein Teil übernahm die Absicherung für den Auffahrunfall auf der Südautobahn, kurz vor dem Rastplatz Leobersdorf, wo ein Kleinbus und ein Pkw miteinander kollidierten, der andere Teil rückte zum Brandmelderalarm aus. Während auf der Südautobahn ein Fahrzeug durch die rasch eingetroffenen ehrenamtlichen Kräfte mit Muskelkraft auf den nahen Parkplatz geschoben werden konnte und das andere Fahrzeug selbstständig die Autobahn verlassen konnte, entwickelte sich der Brandmelderalarm zu einem Schadstoffeinsatz im Industriegebiet. In einem Betrieb kam es zu einer Verpuffung eines Bleichmittelbehälters und in der Folge dadurch zu einem Schadstoffaustritt. Mit Messgeräten wurde der Schadstoffaustritt kontrolliert, als von der Rettungsleitstelle eine Explosion in einem weiteren Gewerbebetrieb in der Civitas Nova, unweit der Einsatzstelle mit dem Schadstoffaustritt, berichtet wurde. Sofort wurde durch den Einsatzleiter, Branddirektor Christian Pfeiffer und seinem ebenfalls vor Ort befindlichen Stellvertreter Brandrat Norbert Schmidtberger, Alarmstufe 3 gegeben und weitere Kräfte alarmiert. Ein Teil der Kräfte vom Einsatz auf der Autobahn war bereits beim Schadstoffaustritt eingetroffen, wo eine Personalrochade der auf die Fahrzeuge aufgeteilten Feuerwehrmitglieder rasch durchgeführt wurde.

In einem Betrieb kam es bei Arbeiten zu einer Verpuffung, zwei Personen wurden unbestimmten Grades verletzt und vom Roten Kreuz versorgt. Die Feuerwehr kontrollierte mit Atemschutz die Brandausbruchstelle, auf welche durch den vorbildlichen Einsatz der Mitarbeiter des Betriebs mit vorhandenen Mitteln der ersten Löschhilfe der Brand beschränkt blieb. „Wir hatten keine Information über die Explosion und haben die Atemschutzgeräteträger von den technischen Fahrzeugen beim Schadstoffaustritt abgezogen und auf die Löschfahrzeuge aufgeteilt. Zum Glück hatten wir auch bei diesem Einsatz nur eine Kontrolltätigkeit durchzuführen, aber das weiß man ja bei der Anfahrt noch nicht“, zeigt sich Branddirektor Pfeiffer erleichtert.

Die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt rückt im langjährigen Durchschnitt rund 1.300 mal pro Jahr zu Einsätzen aller Art aus. Die Feuerwehrmitglieder opfern für den Einsatzdienst ihre Freizeit und sind rund um die Uhr bereit. „Die großen Einsätze sind nicht das Hauptproblem für unsere ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden“, weiß Kommandant Christian Pfeiffer: „Es sind die vielen kleinen Einsätze, die oft auch zeitgleich geschehen. Eine Türöffnung mit vermuteten Unfall hier, eine Tierrettung da, ein Verkehrsunfall dort: Bei ca. 65.000 Menschen, die täglich in Wiener Neustadt zugange sind, passiert viel. Da ist vor allem die Bereitschaft der Arbeitgeber enden wollend: Denn wenn ein Feuerwehrmitglied drei- oder viermal am Tag vom Arbeitsplatz wegen einer Ölspur oder einem Verkehrsunfall wegläuft, dann wird rasch die Frage gestellt, warum es keine Berufsfeuerwehr gibt, wenn so viel passiert.“ Berufsfeuerwehren werden in der Regel nur in Städten etabliert, die über 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben. „Eine Angleichung der Anzahl unseres hauptberuflichen Personals an die Anforderungen, die uns die ständig wachsende Stadt stellt, muss für die Zukunft angedacht und überlegt werden“, so Pfeiffer.